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The World According to Fritz

Seit anderthalb Wochen bin ich jetzt auf Kur. Morgen ist Halbzeit. Drei Wochen Vollpension in Baden bei Wien mit Moorschlammpackungen, Massagen, Unterwassergymnastik und mehr. Therme, Wandern… Zu erholen von den Strapazen und Rückschlägen der letzten 10 Jahre hab‘ ich ja genug. Und vom Wahnsinn unserer Tage. Irgendwie fühlen sich auch Krieg, Klima-, Biodiversitäts-, Armuts-, Hunger- und Wirtschaftskrise nur 30 Kilometer von Wien weniger schwer an, was natürlich eine Illusion ist.

Aber ein wenig Durchatmen und Kräfte sammeln und den Körper wieder in Schuss bringen sollte auch der Bewältigung der vielfältigen Krisen (insoweit ich mein Schärflein dazu beitragen kann) auf die Sprünge helfen.

Und schreiben. Ja, endlich wieder schreiben. Ich denke an ein Buch. The World According to Fritz in 3 Bänden. Naja – nicht ganz ernst gemeint. Jetzt ist es raus. So wie jemand, der/die mit dem Rauchen aufhören möchte, es an die große Glocke hängt. Naja, schaun wir mal, ob’s wirkt.

Zu erzählen gibt’s ja genug. Und vieles, das ich schon geschrieben hab, hier im Blog, für den Club of Rome oder cooppa. Leider sind die N21-Artikel verloren. Aber in meinem Kopf ist noch etliches, das aus ihm heraus über meine Finger in den Computer und vielleicht einmal auf gedrucktes Papier möchte.

Auch die letzten Wochen waren wieder turbulent. Vor einigen Tagen habe ich endlich den Vorsitz in der cooppa Genossenschaft abgeben können. Mit Martin Hoffmann und Dennis Kecetl haben nun zwei Junge das Ruder übernommen, sodass ich mich (endlich) voll und ganz auf die Inhalte konzentrieren kann. Der Fokus wird von Medien in Richtung Workshops mit und in Regionen, Unternehmen und anderen interessierten Gruppen  wandern, wobei die Kommunikation immer ein wichtiger Schwerpunkt bleibt: zählen und erzählen, wie Wolfgang Sachs es schon vor 25 Jahren genannt hat.

Und „zählen“ ist definitiv der andere große Schwerpunkt im Sinne von „Monitoring“ des Fortschritts in Richtung Nachhaltigkeit. Beyond GDP – jenseits des BIP. Wie können wir wissen, ob wir den Zielen der Nachhaltigen Entwicklung näher kommen? Entscheidend für eine Transformation in Richtung Nachhaltigkeit wird sein, ob es gelingt, auf unterschiedlichen Ebenen (vom einzelnen Menschen bis zu Welt als Ganzes) positive Zukunftsbilder und -geschichten zu entwickeln. Das ist in Zeiten einer nicht mehr wachsenden Wirtschaft und angesichts der gegenwärtigen Krisen von Pandemie und Krieg und angesichts von Klimawandel und Artensterben besonders wichtig.

Konkret werden in partizipativen Workshops ein systemisches Verständnis für die Herausforderungen der Transformation zu einer „Well-being economy“ erarbeitet, persönliche und gemeinsame Ziele für alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in Form von Bildern und Geschichten formuliert und quantifiziert  sowie diese in öffentlichen Veranstaltungen präsentiert und diskutiert.

Dafür ist eine strenge Metrik erforderlich, um fest zu stellen, ob ein Unternehmen, eine Region, ein Land sich in Richtung Nachhaltigkeit bewegt oder nicht. Die Methode wird in mehreren Regionen, Unternehmen, Organisationen und Ländern aber auch für bestimmte Themen (z.B. Klimawandel, Gesundheit, Kreislaufwirtschaft) anwendbar und muss grundsätzlich aggregierbar sein, um zu ermöglichen, den jeweiligen Beitrag der/des Einzelnen, eines Unternehmens, einer Organisation oder eines Landes zur (Nicht-)Erreichung der Ziele zu beschreiben (so wie das BIP als Aggregation der Einkommen von Menschen, Unternehmen, Branchen oder Regionen verstanden werden kann).

Dazu planen wir, 3 Regionen, 30 mittlere und 300 kleine Unternehmen oder Organisationen sowie 3000 Menschen in konkreten Prozessen zu begleiten. Neben einer Literaturstudie sowie Interviews mit international renommierten Expert*innen entsteht dabei eine ausführliche, publizierbare Dokumentation des Prozesses (in Texten und Videos), ein Handbuch, wie diese Methodik in anderen Unternehmen, Regionen und Ländern angewendet werden kann, sowie spezifische Leitindikatorensysteme als Ergebnis der Prozesse in ausgewählten Unternehmen und Regionen. Diese sind eingebettet in die von den Stakeholdern entwickelten Zukunftsbilder und -geschichten und ermöglicht auch eine Überprüfung der Erfolge in Form regelmäßiger Berichte über die Entwicklung einer „Well-being economy“, die auch der internationale Club of Rome zu einem seiner wichtigsten Ziele erhoben hat.

Apropos Club of Rome. Mit einer Veranstaltung begehen wir vom Austrian Chapter am 2. Mai 2022 ab 14 Uhr im Kassensaal der Oesterreichischen Nationalbank das 50-Jahr-Jubiäum des Club of Rome Berichts über die “Grenzen des Wachstums”.

In dieser Veranstaltung wollen wir den Weg für die aktuelle Dekade skizzieren. Ernst Ulrich von Weizsäcker (ehemals Ko-Präsident des Club of Rome International) und Gabriel Felbermayr (Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO) ) stellen sich in einem Zwiegespräch der Frage: Welche Hürden und zusätzlichen Probleme ergeben sich aus der gegenwärtigen geopolitischen Lage?

Im Anschluss gehen 3 hochkarätig besetzte Panels auf die Bereiche (1) Privater Konsum, (2) Finanzen und Ressourcen und (3) Rahmenbedingungen ein und fragen welche Mittel und Wege für eine nachhaltige Zukunft möglich sind. Hier geht’s zur Anmeldung!

Und noch ein Ausblick: Mit seiner neuen Initiative Earth4All setzt sich der internationale Club of Rome dafür ein, den Systemwandel zu beschleunigen, den wir für das gute Leben in einer gerechte Zukunft auf einem endlichen Planeten brauchen. Mit unserem Projekt und einer für September 2022 geplanten Veranstaltung arbeiten wir aktiv daran, diese Initiative auch in Österreich umzusetzen.

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