Kategorien
Uncategorized

ökologisch bauen

Zwischen den Jahren, wie es so schön heißt, las ich das Manuskript meines von mir sehr verehrten Lehrers Friedrich „Bio“ Schmidt-Bleek, an dessen postumer Veröffentlichung ich gerade mit wirke. Siehe hier meinen Nachruf aus dem Jahr 2019, der auch ein Video enthält, das wir kurz vor seinem Tod noch veröffentlichen durften. Das Buch soll 2021 erscheinen. Es ist ein Blick nach vorn.

„Bios“ damals noch revolutionäre Grundidee war schon vor 30 Jahren: jegliche Nutzung natürlicher Ressourcen und auch alles, was wir in der Natur verändern, um an nutzbare Ressourcen zu kommen, „vernutzt“ die Natur und verändert sie aufgrund des schieren Ausmaßes dieser Veränderungen auf eine für uns schädliche Art und Weise. Der Klimawandel sei nur die derzeit am besten untersuchte und politisch relevanteste Überschreitung der „planetaren“ Grenzen – ein Konzept das erst vor gut 10 Jahren erstmals publiziert wurde.

Ressourcen, die wir aus der Natur holen, baggern, ernten… werden früher oder später zu Abfällen oder Emissionen. Aber schon die Gewinnung beeinflusst ökologische Gleichgewichte – und das oft in einer für uns Menschen ungünstigen Art und Weise, wie eben zum Beispiel aber bei weitem nicht nur den vom Menschen gemachten Klimawandel. Auch nachwachsende Rohstoffe können auf einem begrenzten Planeten nur begrenzt vermehrt werden und verändern auch die natürlichen Kreisläufe.

Die negativen Auswirkungen der menschlichen Ressoucen(ver)nutzung geht aber viel weiter: sie zerstört die Lebensräume vieler Arten, macht die Erde unfruchtbarer, zum Teil giftiger. Schmidt-Bleek wies auch immer darauf hin, dass wir nicht alle Auswirkungen unseres Tuns auf die Ökosphäre kennen können. Und das nicht nur bei uns im globalen Norden sondern überall dort, wo die Ressourcen, auf denen unsere „imperiale Lebensweise!“, beruht, gewonnen oder geerntet werden. „Ökologischer Rucksack“ nannte er das ungefähr zur gleichen Zeit als der Schweizer Mathis Wackernagel in Kanada seinen „ökologischen Fußabdruck“ erfunden hat, der etwas anders, aber letztlich das gleiche aussagt. Wichtig sei es, so beide, zu wissen, wie groß unser Einfluss auf die globale Ökosphäre ist. „Ohne Daten nur raten“ sagt dazu Wolfgang Pekny (www.footprint.at).

Ökologische Rucksäcke und Fußabdrücke sind auch mit „sozialen Rucksäcken“ verbunden. Mit jedem Wegwerfprodukt schmeißen wir auch die Arbeit in den Müll, die oft in Vietnam oder Bangladesch für einen Hungerlohn dafür aufgewendet wurde. Neben den Zahlen müssen auch die dazugehörigen Geschichten erzählt werden, um Menschen, Unternehmen und die Politik davon zu überzeugen, viel stärker als bisher gegen diese Vernutzung vorzugehen. Wir müssen also die Rucksäcke „zählen“ und die Geschichten davon „er-zählen!“, wie mein Wuppertaler Kollege Wolfgang Sachs damals gesagt hat.

Das gilt für alle Lebensbereiche. Vor allem aber dafür, wie wir essen, wie wir reisen und wie wir wohnen. Denn das sind die drei Lebensbereiche, die insgesamt am meisten Ressourcen verbrauchen. Und wenn wir über das Wohnen reden, geht es einerseits darum, wie die Gebäude, in denen wir wohnen, gebaut sind und andererseits darum, wieviele Ressourcen wir über die Jahre in dem Gebäude benötigen. Es geht aber auch darum, wie lang das Gebäude genutzt werden kann, bevor es abgerissen und durch ein neues (wieder Ressoucen verbrauchendes) ersetzt wird. Das gilt im übrigen für alle Produkte.

Aktuell beschäftigt mich persönlich das Thema Bauen. Dabei geht es um die Materialien, die dafür verwendet werden  (Holz etwa verbraucht weniger Ressoucen als Beton), aber auch um die Größe des Gebäudes. Und: wieviele Menschen darin wohnen: Materialinput pro Service-Einheit nannte Schmidt-Bleek das. Je mehr Teile des Gebäudes gemeinsam genutzt werden, desto kleiner kann die Quadratmeterfläche pro Person letztlich sein. Und das braucht – bzw. vernutzt – weniger Ressourcen, wenn es darum geht, eine bestimmte Lebensqualität zu erreichen. Und vielleicht steigt unsere Lebensqualität ja sogar, wenn wir bestimmte Sachen gemeinsam nutzen und nicht jeder für sich allein.

Aber es geht auch um den Ressoucen- und Energieverbrauch über die Jahre, etwa für’s heizen oder kühlen – und da kommt über die Lebenszeit eines Gebäudes schon einiges zusammen. Bei sehr lang lebenden Gebäuden, können dann im Extremfall schon die Beleuchtung und die Reinigungsmittel ins Gewicht fallen, selbst wenn diese super-öko sind. All das ist natürlich jetzt, bei der Planung, schon zu berücksichtigen.

Der Bauunternehmer Hubert Rhomberg baut auf diesen Grundlagen inzwischen Hochhäuser, aber auch interessante Wohnhäuser. Und  Klaus Dosch hat dafür das Online-Tool KuRT entwickelt. Beide sind auch „Schüler“ von Bio, ich kenn sie persönlich gut und hab schon Kontakt mit ihnen aufgenommen und gefragt, ob und ggf. wie sie uns bei unseren Vorhaben unterstützen  können.

Ich bin schon gespannt auf ihre Antworten.

Eine Antwort auf „ökologisch bauen“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert